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Einführung


Zu den langlebigsten und mächtigsten Dynastien Indiens gehören die aus Zentralasien stammenden Moghuln (1526-1858). Bereits im 17. Jh. erstreckte sich ihr Herrschaftsgebiet fast über den gesamten Indischen Subkontinent. In dieser Zeit entstanden dort einige der schönsten Gartenanlagen der islamischen Welt. Die Liebe der Moghuln zur zivilisierten Natur spiegelte sich aber nicht nur in ihren Gärten und prunkvollen Palästen, sondern in nahezu allen Gattungen der Kunst. Die Ausstellung präsentiert 170 Meisterwerke aus höfischen Werkstätten: silbertauschierte Metallarbeiten, transparente in Blütenform geschliffene Jade, Objekte aus Glas und Bergkristall, filigrane Elfenbein-Schnitzereien, kostbarer Schmuck und farbenfrohe Textilien dokumentieren nicht nur die Vielfalt in der Darstellung von Pflanzen-Motiven, sondern zeigen eine Finesse, die ihresgleichen sucht.

Die aus drei Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin stammende exquisite Auswahl indo-islamischer und rajputischer Kunst wird erstmalig in einer gemeinsamen Ausstellung gezeigt. Daneben wurden viele Exponate von deutschen Privatsammlern zur Verfügung gestellt.

Charakteristisch für die Moghul-Kunst ist das hohe Maß an Naturalismus. Dies kommt besonders in den feinen Miniaturen zum Ausdruck, die den Höhepunkt islamischer Malerei markieren. Auch hier sind Gartenmotive allgegenwärtig. Allerdings dienen die Gärten im 17. Jh. vor allem als Kulisse - für höfisches Zeremoniell, für Genre-Szenen, nicht selten amourösen Inhalts, und vor allem für Porträtdarstellungen. Erst im 18. Jh. entwickelt sich der Garten zum eigenständigen Sujet. Die Malereien aus jener Zeit zeigen detailgenaue Darstellungen berühmter Anlagen. Der von Kaiser Shah Jahan (regierte 1628-1658) erbaute Taj Mahal, das wohl bekannteste aller so genannten Gartengräber, übte eine besondere Faszination auf die Maler des 18. Jhs. aus. Das spezifische Interesse an Architektur spiegelt sich im künstlerischen Umgang mit dem Thema: die Maler konzentrierten sich auf bauliche und dekorative Details, schufen zentralperspektivische Ansichten oder stellten den Grundriss des Gartens dar. Erstmals wurden ganze Serien von Architektur- und Gartendarstellungen, von denen das Museum für Indische Kunst eine der berühmtesten besitzt, in Auftrag gegeben. Anhand dieser Malereien und der eigentümlich großformatigen, auf Textil gemalten Darstellungen des Taj Mahal erschließt sich das Thema des indo-islamischen Gartens auf anschauliche Weise. Hier finden sich die Prototypen der "Lustgärten und Gartengräber" der Moghul-Zeit.